Spontaner Anfang, viel Gesang - und nun schon 125 Jahre alt

Es war im Jahre 1898. Die Silberschmiede der Firma Spliedt stand in höchster Blüte und beschäftigte viele Silberarbeiter. Eine gemütliche Geburtstagsfeier nach Feierabend im Mai 1898 gab die Anregung zur Gründung der „Lyra“ von 1898.

Das Foto aus dem Jahr 1900 zeigt die Belegschaft der „Spliedtschen Silberbude“ (Mitte 1. Reihe zeigt den Firmengründer H. Spliedt)

Aus der Silberwerkstatt der Firma Spliedt, Itzehoe, Breite Straße, die im Jahr 1857 von Hermann Spliedt gegründet wurde, traten im Gründungsjahr 1898 der „Lyra“ 15-16 sangesfreudiger Männer dem Gesangverein bei. Schuhmachermeister Gosch wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, der dann auch lange Jahre den Verein führte. Der Verein hatte sich als Ziel gesetzt, das deutsche Lied und eine wirklich gute Kameradschaft zu pflegen, was auch in jeder Weise gelang. In ganz kurzer Zeit entwickelte sich die „Lyra“  zu einem stattlichen Chor von über 40 Sängern. Der Name „Lyra“ war bald ein Begriff für Stadt und Umgebung.

Veranstaltungen und Festlichkeiten waren immer ein voller Erfolg. Nun, die Jahre vergingen, die Zahl der Sangesbrüder stieg und hielt sich bei 45 bis 50 Sängern.

Im Jahre 1901 wurde das Banner geweiht. Dieses war geschmückt durch eine Medaille, welche sich der Verein im Jahr 1902 als 2. Preis anlässlich eines Sängerfestes und Preiswettsingens errang. 

Im Jahre 1902 trat „Lyra“ dem Schleswig-Holsteinischen Sängerbund“ als Mitglied bei und schon im Jahre 1904 — vom 18. bis 20. Juni — wurde unter gemeinschaftlicher Leitung des Vereins mit dem Gesangverein Alsen das 15. Bundessängerfest in Itzehoe abgehalten.

Hierzu reisten 33 Chöre aus Schleswig-Holstein und Hamburg an, auch gemischte Gruppen - für drei Tage an. Sie wurden von der Stadtverwaltung untergebracht, die auch sonst — wie bei den bisherigen Festen — den Großteil der Organisation trug. Bürgermeister Steinbrück war Ehrenpräsident. Als Ehrengäste sind zu nennen der damalige Landrat Pahlke, der Magistrat, das Abgeordnetenkollegium, Kommerzienrat von de Vos und schließlich das Offizierskorps der „Neuner“ – des Kaiserregiment  „Graf Waldersee“, Itzehoe.

Im Jahre 1906 wurde der Privatmusiklehrer und der seit 1889 auch in St. Laurentii als Organist tätige Ernst Dibbern Dirigent des Vereins. Er hat den Verein in seltener Treue bis zum Jahre 1926 geleitet. Ihm folgten als Dirigenten der Lehrer Karl Zachger, in dessen bewährten Händen die Vorbereitungen zu dem 30. Geburtstag der „Lyra“ 1928 lagen, sowie im Jahr der Weltwirtschaftskrise 1929 der Chormeister August Zöllner. Als Vorsitzende sind zu nennen: Sattlermeister Karl Kunert, der bereits oben erwähnte Schuhmachermeister August Gosch und zuletzt Carl Osbahr.

Mittlerweile kam das Jahr 1928 und die „Lyra“ konnte am 9. und 10. Juni 1928 ihren 30. Geburtstag feiern, den man als Heimatfest beging. Viele Vereine der näheren und weiteren Umgebung wurden eingeladen, auch der Ehrenchorleiter John Julia Scheffler mit seiner Adolvina aus Hamburg war erschienen. An die 1200 Sänger hatten sich von nah und fern eingefunden, um den Festgedanken „Uns Heimat in‘n Männergesang“ zu verwirklichen. Das Fest war ein großes Ereignis, wovon man noch viele Jahre sprach. Es vergingen nunmehr noch einige Jahre, in denen viele Sängerfeste besucht und auch schöne eigene Feste gefeiert wurden.

Doch dann änderten sich die Rahmenbedingungen für die „Lyra“ — auch bei den anderen Gesangvereinen - in und um Itzehoe gingen sie nicht spurlos vorüber. Politisches Ungemach zieht auf am Horizont - auch der Sängerhimmel in Itzehoe trübt sich empfindlich. 

Wir schreiben Jahr 1933 und das Unglück schreitet schnell. Adolf Hitler reißt die Macht an sich. Viele Institutionen, Vereine und Einrichtungen werden aufgelöst, darunter auch der Gesangverein „Vorwärts“. Wer lange Jahre gesungen hat, weiß wie schwer es ist sich vom Gesang und schönen Liedern zu trennen. Viele Vorwärtssänger kamen nun zum damaligen Vorsitzenden Karl Osbahr und baten um Aufnahme in die „Lyra“. Es war ein schwerer Entschluss zu entscheiden, weil es darum ging, die Sänger vom „Vorwärts“ wieder am Singen zu beteiligen, andererseits wollte man aber die „Lyra“-Sänger nicht vor den Kopf stoßen.

Vorstand entschied sich für die Aufnahme der Vorwärtsänger. Später zeigte sich dann doch, dass verschiedene Sänger verschnupft waren und die „Lyra“ verließen. 

Einige Zeit später stieß auch der Gesangverein „Treue“ zur „Lyra“ und bat um eine Sängergemeinschaft, die dann auch eingegangen wurde. Gesungen wurde abwechselnd im Vereinslokal der „Lyra“ und der „Treue“. Vorsitzender der „Treue“ war Sangesbruder Hermann Priebe und von der „Lyra“ der Sangesbruder Max Rubink. Die Chorleiter wurden in dieser wirren Zeit auch viel gewechselt. Es waren die Chorleiter Heinrich Paulsen, Hans Günther und Robert Renk. 1939 brach der Krieg aus, die N.S.D.A.P. machte der „Lyra“ immer mehr zu schaffen, allenthalben schritt sie zur „Gleichschaltung“. Auch in Itzehoe wurde eines Tages zur Gleichschaltung ausgerufen. „Lyra“ und auch „Treue“ sprachen sich gegen eine Gleichschaltung aus. Man gab beiden Vereinen zu verstehen, dass dieses Zusammengehen von zwei Vereinen nicht statthaft sei. Darauf blieb den beiden Vereinen nichts weiter übrig, als beiden Vereinen einen anderen Namen zu geben.

Mit dem 3. Januar 1943 hatten die Gesangvereine „Lyra“ (gegründet 1898) und „Treue“ (gegründet 1924) aufgehört zu bestehen. 

Am 3. Januar 1943 wurde eine Versammlung einberufen, ein neuer Vorstand gewählt und dann alles neu geregelt. Der Sangesbruder Rubink wurde wieder zum Vorsitzenden gewählt (er war ja bereits 1. Vorsitzender der „Lyra“ gewesen) und leitete den Verein bis zum 29. September 1945, als der gesamte Vorstand sein Amt im Lokal des Herrn Otto Haake in der Sieversstraße niederlegte. Nach der Wahl galt es dann ja auch, dem Verein einen neuen Namen zu geben. 

Der Sangesbruder Rubink schlug am 3. Januar 1943 vor, da die Lyra der älteste Verein sei, möchte man doch zumindest das Entstehungsjahr der Lyra retten und dem neuen Verein den Namen „Itzehoer Männerchor von 1898“ geben. Sein Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

Und so wurde der Gesangverein bis auf den heutigen Tag in sangesbrüderlicher Kameradschaft weitergeführt, der im Jahr 1998 das 100-jähriges Jubiläum feierte und dem am 7. Juni 1998 die bereits im März 1998 vom Bundespräsidenten Roman Herzog in Gera/Thüringen symbolisch verliehene „Karl-Friedrich-Zelter-Plakette“ in der Festhalle von Bad Oldesloe öffentlich überreicht worden ist.

Die Zelter-Plakette ist die höchste deutsche Auszeichnung für Amateurchöre. Der Bundespräsident verleiht sie alljährlich an Chöre, die seit mindestens 100 Jahren ununterbrochen musikalisch wirken und sich in langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben. Zusammen mit der Zelter-Plakette wird eine vom Bundespräsidenten unterzeichnete Urkunde überreicht.

Die bundesweit zentrale Verleihungsveranstaltung der Zelter-Plakette findet jährlich traditionell drei Wochen vor Ostern am Sonntag Laetare im Rahmen der Tage der Chor- und Orchestermusik an wechselnden Orten statt. Bei diesem Festakt überreicht der Bundespräsident einem der auszuzeichnenden Chöre die Zelter-Plakette und die Urkunde stellvertretend für alle Chöre, die diese Ehrung im gleichen Jahre erfahren. Wenn der Bundespräsident verhindert ist, nimmt an seiner Stelle die Beauftragte für Kultur und Medien oder der für Kultur zuständige Minister oder Senator, in dessen Land der Festakt stattfindet, die Verleihung vor.

Die Zelter-Plakette

Bereits vor 25 Jahren wurde dem Verein diese Plakette für 100 Jahre ununterbrochene Chormusik verliehen.

Auf der Rückseite prangt unser Bundesadler

Erst 1988 erfolgte die Umstellung auf maritimes Liedgut. 

Unter dem zusätzlichen Namen „Itzehoer Männerchor von 1898 / Shantychor Itzehoer Störschipper“ wurde der Chor sehr schnell zu einem musikalischen Botschafter weit über die Grenzen der Stadt Itzehoe hinaus.

Höhepunkte waren Auftritte in der „Aktuellen Schaubude“ und bei der NDR Shanty Chor Gala in Travemünde. 

Ein ganz besonderes Ereignis war 1999 eine Reise nach Texas USA, wo der Chor als musikalischer Botschafter unseres Landes die Städte Dallas, Austin, San Antonio und Houston besucht haben. Auftritte in Westerland/Sylt, Büsum, Friedrichskoog und Hafengeburtstag in Hamburg standen in den letzten Jahren auf dem Programm. In Itzehoe und Umgebung ist der Shantychor Itzehoer Störschipper zu den verschiedenen Anlässen zu hören: Itzehoer Woche mit Weinfest und Stör-Schipper- Fest am Suder Hafen, Theater Itzehoe, Holstein Center, Messe Itzehoe. Auftritte in der Itzehoer Speeldeel, am Theater Itzehoe als auch im Bildungszentrum Brunsbüttel, Kurtheater Bad Bramstedt sowie auch zu den verschiedenen Anlässen die da sind: Jubiläums-, Geburtstags- und Hochzeitsfeiern. Dem Chor gehören 36 aktive Sänger und Musiker an - ein Akkordeon, eine Gitarre, ein Schlagzeug begleiten den Shanty Chor instrumental.

Nach Unstimmigkeiten, welche auf der Jahreshauptversammlung 2000 offen zutage traten, kündigte leider der Chorleiter H. O. Sönnichsen und mit ihm zirka 20 Sänger dem Chor. Mit Liviu Revent wurde ein fachkundiger Chorleiter gefunden, so dass die Chorproben mit 15 aktiven Sängern ohne Unterbrechung fortgesetzt werden konnten. Im Januar 2002 übernahm dann Karl Heinz Jacobsen die Führung des Chores. Zusammen mit dem musikalischen Leiter Liviu Revent führte man den Chor wieder in ruhiges Wasser. Die Idee, ein Konzert im theater itzehoe im Zusammenspiel mit dem Oelixdorfer Musikzug e. V. und dem Akkordeonorchester der Musikschule Revent zu veranstalten fiel auch in die Amtszeit von Liviu Revent und Karl-Heinz Jacobsen.  

Als Liviu Revent krank wurde, musste ein neuer Chorleiter gefunden werden. Mit Masanori Hosaka wuchs der Chor wieder an, so dass heute mit 36 aktiven Sängern und Musikern geprobt wird. Eine Gitarre, ein Akkordeon, ein Schlagzeug, Congas und Rasseln begleiten heute den Chor instrumental.

Seit April 2015 wird der Chor geleitet von Masanori Hosaka.

Seit dem 01. August 2023 heißt der Chor jetzt auch in der Satzung offiziell

Shantychor Itzehoer Störschipper e. V.

Außer den aktiven Sängern hat der Verein auch z.Z. 28 passive Mitglieder, die den Chor finanziell und emotional unterstützen. 

Was sind Shantys

Shantys haben meist englische Texte. Die Engländer und Amerikaner hatten zur großen Zeit der Segelschiffe eine Flotte, deren Größe die deutsche um das bis zu 7-fache übertraf. Die wenigen (Platt) Deutschen Shantys gehören jedoch zu dem Besten, was es in diesem Genre gibt.

Shantys (die Zweifel über die Herkunft des Begriffs „Shanty“ bestehen fort, das französische „chanter“ (=singen) wird mehrheitlich als Wurzel abgelehnt) waren ausschließlich „Arbeitslieder“, deren Sinn nicht in der Verschönerung der harten Arbeit an Bord der Segelschiffe lag, sondern darin, dass sie die Kräfte der Seeleute zu rhythmischem Einsatz und damit zu hoher Leistung führe. Die Shantys wurden in mehren Gruppen eingeteilt, deren Anwendung in der Verschiedenheit der zu verrichtenden Arbeit begründet war. 

Das Schiff, das einen farbigen Shantyman (Vorsänger) hatte, konnte sich glücklich schätzen. Sehr oft hatten diese sowohl ein größeres Repertoire, durch Zugang zu typischen Liedern der Sklaven in den Südstaaten der USA, als auch eine bessere Improvisationsbegabung. 

Die Ereignisse und eventuelle Kritik an den Zuständen an Bord konnten nur durch den frei improvisierenden Shantyman bearbeitet und zu Gehör der Vorgesetzten gebracht werden. Schlimm war es. wenn an Bord nicht gesungen wurde, Regelmäßig deutete dies, dass die Zustände an Bord unter dem, damals sowieso nicht hohen, Standard lagen (unfähige oder trunksüchtige Vorgesetze, Hunger, ständiges Pumpen bei leckendem Schiff). Das Seemannsleben war hart, brutal kurz und entbehrungsreich. Romantik oder Rührseligkeit waren nicht vorhanden.

Was ist ein „Klabautermann“?

Gibt es wirklich „Klabautermänner“?

Von 10 alten Seeleuten, die früher auf Segelschonern die Weltmeere befuhren, behaupten 9, dass sie den Klabautermann ganz bestimmt mehrmals gesehen oder zumindest gehört haben Punkt der Klabautermann ist ein schiffsgeist Komma der sich meist dann bemerkbar macht, wenn dem Schiff Gefahr droht. Die Fantasie der Seeleute dichtet ihm ein sehr verschiedenes Aussehen an Punkt so erscheint er einmal als Matrose im Ringelpullover Komma die Augen starr geradeaus gerichtet Komma dann wieder als bärtiger Seeoffizier oder als eine Art hinkender Kapitän, wie wir ihn aus Moby Dick kennen. Die Klabautermänner bedienen sich nach dem Glauben der Seele Männer Komma des Kalfaterhammers, um dort an die Schiffswand zu klopfen, wo ein Leck zu entstehen droht. Mit allerlei Spuk warnen sie die Schiffsbesatzung vor Untiefen und nahenden Stürmen. Obwohl der Klabautermann den Seefahrern Furcht und Angst einflößt, ist er für sie ein Talisman, denn es steht Ihrer Ansicht nach schlecht um das Schiff, wenn der Klabautermann von Bord geht. Wenn er mit den Ratten das Schiff verlässt, ist es gewiss, dass es den Heimathafen nicht mehr erreicht. Auch wenn sich unter den christlichen Seeleuten ein Verbrecher befindet, geht der Schiffsgeist von Bord. 

Manche Kapitäne wollen den Klabautermann gerne los sein, denn für sie ist es schwer, abergläubische Matrosen zu dirigieren, die sich allzu gern nach den Launen des Schiffskobolds richten. Um ihn zum Gehen zu bewegen, braucht der Kapitän für ihn nur eine Seemannskluft und Seestiefel bereitzulegen. In der darauffolgenden Nacht schlüpft der Klabautermann ganz bestimmt in die Sachen, um grußlos seiner Wege zu gehen. Der Hammer, den man zum Kalfatern - zum Dichtmachen der Fugen - zwischen den Planken braucht wurde früher Kalfaterhammer genannt. Poltern, schlagen und klopfen heißt im Niederdeutschen Klabastern. Aus Kalfatern und Klabastern entstand die Bezeichnung Klabautermann. 
Nach den Berichten alter Segelschonerfahrer gehört nicht nur das Kalfatern, das Klopfen im Schiffsrumpf zu den Tätigkeiten des sagenumwobenen Klabautermanns, er treibt auch sonst allerhand Schabernack. So klatscht er bei völliger Windstille mit den Pardunen, den Sitztauen, die dem Mast als Stütze dienen. Bald ist er auf dem Achterdeck und gleich hinterher wieder auf dem Back zuhören. Über das Bugspriet und über den Klüverbaum hat man ihn schon hinweg turnen sehen, und des nachts, wenn die Wache genau aufpasst, kann sie beobachten, wie der Klabautermann in die Takelage aufentert. Besonders aufgeschlossenen Matrosen auf den Seglern wollen auch beobachtet haben, wie der Klabautermann mit der Gallionsfigur nächtliche Zwiesprache hielt.  

Mit dem Schwinden der Romantik, die den alten Windjammer noch umweht, schwindet auch der Glaube an den Klabautermann. Auf modernen Tankern und schnellen Motorschiffen ist kein Platz mehr für den Kobold, der von den Segelmatrosen gleichermaßen geliebt und gefürchtet wurde.

©2023 Shantychor Itzehoer Störschipper

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte prüfen Sie die Details und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.